Die Grundidee waren die Nabenlosen Laufräder – bekannt aus dem Motorradbereich. Um diese Idee herum entstand dann nach und nach eine Skizze nach der anderen. Primär ging es bei den ersten Überlegungen und Zeichnungen nebst Design natürlich über die möglichen Arten der Kraftübertragung. Dabei gab es sehr viele Optionen: Riemenantrieb direkt auf dem Felgenring, Rollenantrieb auf dem Reifen (bekannt von der Vélosolex), Rollenantrieb auf dem Felgenring, usw… Letztenendes fiel die Entscheidung dann auf den Rollenantrieb direkt auf dem Felgenring. Auch, aber nicht nur aufgrund der niedrigen Kosten.
Als dann der Antrieb fest stand gab es zwei besondere Herausforderungen:
Die Felgenringe so zu stabilisieren, dass diese selbst bei Kurvenfahrten nicht eiern oder sich gar verziehen
Das Übersetzungsverhältnis so zu kalkulieren, dass man auch eine annehmbare Trittfrequenz bei der Fahrt hat.
Auch hier glühten die Köpfe: Denn es mussten Standardkomponenten verwendet werden, welche man maximal leicht modifiziert. Sonderanfertigungen waren nicht nur aufgrund der hohen Kosten, sondern auch aufgrund der Reproduzierbarkeit im Falle einer Serienproduktion raus. Doch letztendendes war dann alles zu Ende überlegt und das meiste aufgezeichnet – der Rest war in den Köpfen und es ging los.
Die Entstehung
Als wir irgendwann beschlossen, diese auch in ein reales Bike umzusetzen, war mangels exzessiver Finanzmittel ein erhebliches Maß an Kreativität und Einfallsreichtum gefragt. Dennoch durften weder Qualität noch Sicherheit gefährdet werden und gleichzeitig ein absolut einzigartiges Design daraus resultieren.
Natürlich war klar: Wo keine Achse, da keine Nabe – ergo: Wohin mit einer Gangschaltung? Diese Frage wurde schnell beantwortet: Ein Zwischengetriebe. Diese Technik wird gern z.B. bei Trikes, manchen Downhillbikes oder anderweitigen teilweise speziellen Bikes verwendet. Dabei wird die Getriebenabe zwischen Kettenblatt und Antriebsrad montiert und man hat zwei Antriebsketten: Eine vom Kettenblatt zu Nabe und eine von der Nabe zum Antriebsrad.
Die Rahmenkonstruktion ist vom Typ „hält ewig“, denn es war nicht klar, wie sich die Kräfte insbesondere aufgrund des hohen Gewichtes sowie der extra langen Gabel auf den Rahmen auswirken würden. Daher gingen wir auf Nummer sicher. Die richtigen Skateboardrollen zu finden, erwies sich als schwierig. denn es gab nicht nur verschiedene Durchmesser sondern auch verschiedene Härtegrade. Eine zu harte Rolle bedeutet, dass keine Kraftübertragung auf den Felgenring stattfinden kann – eine zu weiche Rolle zieht einen hohen Walkeffekt mit sich. Letztenendes mussten aufgrund des Ventilschaftes, welcher ja zwangsläufig aus der Felge herausragt, Rollen mit großem Durchmesser gewählt werden. Dabei gab es keine wirklich harten Gummimischungen – so fiel die Entscheidung auf die Härteste Version, welche sich dennoch teilweise als zu weich herausstellte.
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Die Testphase
Die Jungfernfahrt fand gegen Ende Dezember 2011 statt. Diese Fahrt war recht kurz und es hat dann noch bis zum 17.06.2012 gedauert um dieses Ungetüm so weit fahrbereit zu machen, dass man sagen konnte: Macht Spaß!
Erst nach der ersten Fahrt stand der Name „L.M.F.“ fest. Denn die jubelnden Massen von welchen das Bike angehimmelt wurde, hatten stets einen Gesichtsausdruck – nämlich „Leck mich Fett ist das geil!“.
Seit der Fertigstellung sind viele Kilometer vergangen. Unzählige kurze, mittlere und lange Fahrten alleine, mit Freunden oder in größeren Gruppen. Diese Fahrten haben viele verbesserungswürdige Punkte aufgezeigt. So kann z.B. konstruktionsbedingt nicht im Regen gefahren werden, ohne jegliche Kraftübertragung zu verlieren – denn die Gummirollen rutschen bei Nässe auf der glatten Felgenoberfläche durch.
Die anfänglich am Vorderrad montierte Magura HS 11 Felgenbremse war eine nette Idee, jedoch bedingt durch das schwimmend gelagerte Vorderrad eher suboptimal und wurde so schnell wieder demontiert wie sie angebracht wurde. Mit nur einer Scheibenbremse funktioniert übrigens wider Erwarten erstaunlich gut – auch wenn es gesetzlich gesehen nicht erlaubt ist, mit nur einer Bremse herumzufahren.
Und dennoch: Trotz all der kleineren und größeren Fehler ist der L.M.F. ein Beweis, dass diese Idee auch auf einem Fahrrad anwendbar ist. Und zwar nicht nur mit recht einfachen Mitteln, sondern auch mit kostengünstigen massenhaft besorgbaren Standardkomponenten. Während der Testphase kam das Bike nicht nur durch die ganzen Fahrten viel herum, sondern es wurde auch auf mehreren Ausstellungen gezeigt, für Festivals und Veranstaltungen genutzt und sogar im Fernsehen gezeigt.
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Abschließende Worte & Updates
Es war ein langer Weg von der Idee bis zur endgültigen Fertigstellung. Nach vielen Höhen und Tiefen, etlichen Kilometern sowie Freude und Frust steht fest: Version zwei kommt garantiert und wird von all den Erfahrungen profitieren. Allerdings werden wir dabei nicht um einige kleine Sonderanfertigungen bezüglich Antriebsstrang kommen. Denn die Nicht-Fahrbarkeit bei Regen ist ein No-Go. Hinzu kommt dass wir stärkere Bremsen benötigen – und nicht nur am Hinterrad sondern auch am Vorderrad. Und natürlich darf ein Hilfsmotor nicht fehlen!
Die Liste der Innovationen für V2.0 ist sehr lang. Es gibt sogar erste Ideen für die V3.0 was den Antrieb angeht. Aber dazu mehr wenn die Zeit reif und das Geld dafür da ist. Der „Wow-Faktor“ dieses Designs ist unvergleichlich, das Fahrgefühl einzigartig und die Blicke aller garantiert!